Seid gegrüßt meine Lieben!
1997,
ich war 13 Jahre alt und wohnte mit Mama und Schwester bei meiner Cousine und
deren Eltern.
Meine
Cousine Chantal und ihre Freundin Leonie hatten sich in einen Jungen verliebt,
welcher mit ihnen gemeinsam eine Konfirmationsgruppe besuchte. Immer wieder und
immer wieder erzählte Chantal von diesem schönen jungen Mann, der mega viel
Ähnlichkeit mit einem Sänger aus einer Boyband haben sollte. Hm, mit dem konnte
ich ja so gar nichts anfangen, stand ich doch mehr auf Nick Carter von den
Backstreet Boys.
Meine
Cousine und ich waren vom Prinzip her wie Wasser und Feuer, wir konnten uns nur
gelegentlich leiden, stritten mehr als wir uns verstanden.
Je
länger wir aufeinander hockten, desto weniger kamen wir miteinander klar.
Und
so war es klar, dass es bald zwischen uns knallen würde.
An
einem Mittwoch waren wir draußen, denn Chantal wollte diesen Jungen unbedingt
abfangen. 2mal die Woche fuhr er nämlich bei ihr vorbei, da er das örtliche
Jugendzentrum und dessen Musical-AG besuchte.
Dann
sahen wir ihn vom Weiten kommen und Chantal rief ihn zu uns. Der junge Mann kam
mit seinen Skates auf uns zu gerollt, er lächelte.
Als
er vor uns stand sagte sie: „Kev, das ist meine Cousine Jessica.“
Kevin,
sah mich an, lächelte weiterhin, reichte mir die Hand und sagte:
„Du
bist die Cousine von Chantal? Mein herzliches Beileid!“
Laut
lachte ich los, während meine Cousine Chantal angepisst nach unten schaute.
„Mein
herzliches Beileid“, der war echt gut und dabei meinte er das wirklich so.
Und
wisst ihr was? Er sah ganz und gar nicht aus wie Justin Timberlake. Gut, der
Junge hatte ebenfalls die selbe Frisur, aber das war es auch schon.
In
den nächsten Tagen suchten wir mit dem Telefonbuch alle Adressen und Telefonnummern
raus, bei denen sein Nachname stand. Entweder riefen wir an oder gingen
persönlich vorbei, dennoch waren wir nicht erfolgreich. Somit besuchten wir das
Jugendzentrum an einem der Tage, an dem die Musical AG stattfand.
Leonie
und Chantal waren total aus dem Häuschen als wir Kev dort antrafen.
Ab
diesem Tag waren wir auch immer dort, zusätzlich noch an dem Tag, an dem das JuCa
war.
Je
länger meine Mutter, meine Schwester und ich bei unseren Verwandten lebten,
desto angespannter wurde die Stimmung, schließlich trafen hier 2 Elternpaare
aufeinander die verschiedene Auffassungen von Erziehung hatten.
Auch
die Stimmung zwischen meiner Cousine und mir wurde stets düsterer, die
Streitereien häuften sich.
An
einem Mittwoch, die AG fand statt, waren auch sie und ich dort. Kevs bester
Freund eröffnete mir, dass er in Tanja verknallt war, ebenso anscheinend auch Kevin.
So wollte Markus' Kev und mich zusammenbringen, damit er freie Bahn bei Tanja
hatte.
Teenagervorstellungen
der 90er:
Man
sperre Mädchen und Junge in einen Raum, indem man die Türe zu hält. Dann kommen
beide ins Gespräch, verknallen sich und werden ein Paar – so viel zur Theorie
*lach*
Aber
es kam wie es kommen sollte: wenige Tage später wurden Kevin und ich, am
25.3.1997, wirklich ein Paar.
Zunächst
machte ich dies eigentlich nur, um meiner Cousine eins auszuwischen.
Sie
wollte ihn, ich kam mit ihm zusammen – pah!
Chantal
war übelst sauer, unsere Freundin Leonie war etwas traurig, freute sich aber
für uns.
Am
28.3.’97 küssten wir uns das erste Mal.
Kevin
sah mir dabei tief in die Augen, dann legte er seine Hände sanft auf mein
Gesicht und berührte vorsichtig meine Lippen mit seinen.
Plötzlich
bekam ich einen Schweißausbruch, mein Bauch fühlte sich an als würde mein Magen
sich zusammenziehen, meine Hände zitterten, waren feucht und klebten. Da wusste
ich, ich hatte mich doch verliebt. Nur wenige Stunden später gab es den ersten
Zungenkuss, welcher jedoch ziemlich seltsam war :-D
Unsere
Münder öffneten sich so weit wie wenn wir uns auffressen wollen würden. Die
Zungen wussten derweil nicht wirklich was sie tun sollten und schlugen wild
gegeneinander. Unsere Augen waren dabei weit aufgerissen. Oh man, ich erinnere
mich ganz genau daran.
Wenige
Tage später, behauptete Cousine Chantal, Kev wolle mit mir Schluss machen. Ich
war am Boden zerstört.
In
diesem Moment bemerkte ich wieder einmal wie intensiv meine Gefühle waren. Auf
dem Wege zu ihm wurde mir flau im Magen, ich bebte und war kurz vor dem
Platzen. Er musste schnellstens damit konfrontiert werden und meine Schritte
wurden immer schneller, bis ich schließlich rannte.
Bei
ihm angekommen brannten meine Bronchien, meine Augen waren rot und geschwollen
vom Weinen, unentwegt lief mir der Rotz aus der Nase, ich zog sie hoch.
Zum
Glück war er draußen. Enttäuscht, traurig, wütend zugleich schrie ich ihn an
und fragte immer wieder, ob Chantals Aussage der Wahrheit entspräche.
„Nein,
das stimmt nicht. Am Anfang war ich mir nicht sicher ob es das Richtige ist,
aber ich will nicht Schluss machen und das werde ich auch nicht.“ Einige
Minuten vergingen bis ich Kev glauben konnte und mich beruhigte.
Am
1. April erlaubte ich mir einen extrem bösen Aprilscherz. Asi wie ich bin,
wollte ich seine Reaktion testen und erzählte Kevin, dass ich mit ihm Schluss
mache.
Seine
Reaktion: wie ich nur Tage zuvor, begann er plötzlich arg zu weinen.
Die
Tränen meiner ersten großen Liebe fielen zu Boden. Jede einzelne klatschte
ungebremst auf die Fliesen im Wohnzimmer seiner liebevollen Eltern. Mir war als
würden Paukenschläge ertönen, welche mir durch Mark und Bein gingen.
Seine
Stimmte zitterte, man konnte sogar hören wie sich sein Nasensekret im Mund
sammelte, er schluckte und schluckte.
Schlagartig
wurde mir bewusst was ich getan hatte: ich hatte den Menschen verletzt, den ich
am meisten liebte und von dem ich nicht dachte, dass es ihm ebenfalls so ginge.
Zuerst
wusste ich nicht, was ich tun sollte und so entschied ich mich Kev in den Arm
zu nehmen. Es dauerte bis er begriff, dass ich nur einen sehr schlechten Scherz
gemacht hatte. Immer und immer wieder wiederholte ich mich: „Es tut mir leid,
das wollte ich nicht. Schatz, ich liebe dich und daran wird sich nie was
ändern. Ich brauche dich und will dich nicht verlieren.“
Langsam
beruhigte er sich und schenkte mir ein vorsichtiges Lächeln.
Mitte
April, wir wohnten mittlerweile nicht mehr bei meiner Cousine Chantal, hatte
meine Schwester ihre Kommunion und viele Familienmitglieder waren bei uns, um
mit uns zu feiern. Meine Cousine Mel beobachtete Kev und mich beim Küssen und
meinte dann, wir sollten unsere Augen dabei schließen.
Warum
wir da noch nicht selbst drauf gekommen waren, weiß ich nicht.
Es
fühlte sich gleich viel besser an.
Ob ihr mir glaubt oder nicht, so sitze ich hier auf der
Couch, schrieb diese Zeilen und bebte innerlich.
Die genauen Erinnerungen haben sich in mein Gehirn
gebrannt und ich werde sie nicht los, so sehr ich es auch versuche.
Ich weiß, dass es besser für mich wäre, aber es geht
einfach nicht.
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